China - Kultur und Menschen

China lässt uns immer wieder aufs neue staunen und nicht immer positiv. Erwartet habe ich zurückhaltende und höfliche Menschen. Diese Erwartung wurde schnell enttäuscht. Die neue Erkenntnis ist: Privatsphäre gibt es in China nicht. Während wir auf der Straße unterwegs sind werden wir immer wiede überholt und dabei gefilmt. Damit wir auch in die Kamera gucken wird gehupt. Die ersten zwei mal war es lustig, dann ist uns aufgefallen, dass sie dafür den Straßenverkehr vernachlässigen. Grundsätzlich scheinen Führerscheine hier verschenkt zu werden. Überholmanöver finden Standardmäßig in Kurven statt und als Warnung wird einfach gehupt. Tuktukfahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger werden so überholt, dass sie in den Straßengraben ausweichen müssen. Mich wundert es, dass wir noch keinen schlimmen Unfall gesehen haben.
Doch wir werden nicht nur beim Fahren gefilmt, sondern auch wenn wir irgendwo stehen bleiben. Sofort kommen die ersten und gucken neugierig aus der Ferne. Dann dauert es nicht mehr lange bis die Ersten vor unserem Landy posieren und sich photographieren lassen. Der nächste Schritt ist dann, dass sie den Kopf ins Auto stecken. Jetzt denkt man vielleicht: “okay die haben sowas noch nicht gesehen und sind halt neugierig”. Das mag sein, aber wenn ich im Auto sitze finde ich es trotzdem befremdlich einen Kopf zwei centimeter neben meinem zu haben. Gefragt wird natürlich nie und mein irritierter Blick schreckt sie auch nicht ab. Auch beliebt ist es an unsere Benzinkanister zu klopfen. Wieso haben wir noch nicht raus. Zuviel wird es uns dann, wenn sie einfach Türen öffnen oder sogar reinklettern. Dann werden wir kurz laut und sie schauen verdutzt und gehen meistens. Als könnten sie gar nicht verstehen, dass uns das jetzt stört. 
Ein weiterer Punkt an dem die Privatsphäre fehlt ist auf den Klos. Seit dem Iran sind wir zwar an Hockklos gewohnt, aber hier sind es nur noch Löcher im Boden und haben dementsprechend keinen Abfluss. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber noch machbar. Schwieriger ist, dass es keine wirklichen Trennwände gibt. Wenn man das Gebäude betritt kann man in alle drei “Kabinen” gucken. Die “Kabinen” sind von ca. hüfthohen Mauern getrennt, also kann man wenn man hockt immerhin nicht von den Nachbarinnen gesehen werden. Die Neuankömmlinge können einen aber bewundern so viel sie wollen. Auch die Hygiene hält sich leider in Grenzen. Nicht jeder trifft das Loch und die Toiletten könnten häufiger geleert werden. Paul hat von einem ca. 2m hohen Haufen berichtet, der etwa 10cm aus dem Loch ragte. Auch scheinen sie ab dem ersten Lebensjahr zu lernen, im hocken aufs Klo zu gehen. Ab wann sie lernen das Loch zu treffen, ist noch ein Rätsel. Unerklärlich sind vor allem die bräunlichen, breitflachig verteilten Kleckse an der RÜCKWAND.
Der letzte Punkt zum Thema Privatsphäre sind die Kontrollen in der Stadt. Regelmäßig muss man sein Gepäck scannen lassen und selbst auch durch einen Detektor wie am Flughafen.  Wir als Touristen werden noch milde behandelt, aber die Chinesen selber werden gründlich durchsucht und müssen sich mit ihrem Personalausweis registrieren.  
Nun zu schöneren Themen: Die Kultur in Tibet ist buddhistisch basiert. An allen möglichen Orten sieht man Menschen beten. Meistens erkennt man es daran, dass sie im Uhrzeigersinn um etwas herum laufen. Dabei haben sie teilweise eine Gebetskettchen in der Hand, dass sie Stein für Stein abgreifen. Außerdem gibt es auf diesen Koras häufig Gebetsräder die man drehen kann. In den Rädern sind mehrere Gebetsbücher, sodass das Gebet häufiger zählt. In kleiner gibt es das auch für die Hand. Dann ähnelt es einer sich drehenden Rassel. Neben den laufenden gibt es auch noch diejenigen die es noch ernster nehmen. Die laufen immer nur zwei Schritte und dann folgt eine Art Gebetsritual, bei dem man sich mit dem Bauch auf den Boden legen muss, dann mit den Armen einen Schneeengel macht und wieder aufsteht. Diese Art von Rundgang machen sie auch bei der Wanderung um den Mount Kailash. Bei der Kälte, Höhe und Distanz (56 km) wirkt es wie eine Folter. Aber für die Erleuchtung und Befreiung von Sünden wird hier viel in Kauf genommen. 
Und auch wenn man die tibetische Kultur erhalten will riskiert man hier viel. Bildnisse vom Dalai Lama und tibetische Flaggen (egal welche Größe) werden mit Freiheitsstrafe geahndet. Unser Guide durfte das am eigenen Leib erleben. Grundsätzlich hat er keine guten Erfahrungen mit der Regierung gemacht. Als neunjähriger musste er aus Tibet nach Indien fliehen. Aus einer zwei Wochen Wanderung durchs Himalaya wurden drei Monate. In der Kälte haben einige Mitflüchtende Finger oder Zehen verloren andere sogar ihr Leben. Tashi hatte Glück und hat es ohne bleibende Schäden überstanden. 
Damit die Regierung eine bessere Kontrolle über die tibetischen Mönche hat werden regimetreue Mönche eingeschleust. Die sprechen englisch und achten auch darauf was die Guides erzählen. Kurz gefasst: die Regierung kriegt alles mit was sie möchte. Überall hängen Kameras. Jede noch so abgelegene Ecke im Kloster wird von einer Kamera gesehen. Möchte man als Tibeter ein Kloster besichtigen, muss man sich mit Personalausweis registrieren. Und der Computer gewährt einem dann Zutritt. Oder auch nicht. Die Anzahl der Mönche ist von der chinesischen Regierung beschränkt. In Klöstern wo vor einiger Zeit noch mehrere tausend bis zehntausend Mönche gelebt und gebetet haben, sind es heute nur noch wenige hundert. Und auch wenn man sich entscheidet Mönch zu werden, muss man als Kind schon eine Art politischen Einstellungstest bestehen. Viele hohe Geistliche müssen in Peking bleiben. Oder leben im Exil in Indien. 

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