China

China ist für uns eine komplett neue Reiseerfahrung. Nach 6 Monaten fahren wohin und wann wir wollen, müssen wir in China mit einer Reisegruppe fahren. Mit dem Auto darf man nämlich nicht alleine durch China fahren. Man brauch einen Guide und der ist günstiger in einer Gruppe. So treffen wir am Tag vor dem Grenzübergang unsere Reisegruppe. Insgesamt sind wir 6 Autos. Darunter zwei Pärchen aus der Schweiz (mit Aaron und Vera waren wir schon im Pamir unterwegs), eins aus Brasilien, eins aus Österreich und zwei Kumpels aus Frankreich. Wir sind alle sehr verschieden, sowohl vom Alter als auch von den Interessen und Reiserhytmen. Die Stimmung ist prima und alle scheinen sich auf Anhieb gut zu verstehen. Das trifft sich gut, denn ich glaube 6 Wochen Streit würden keine gute Erinnerung hinterlassen. Am Grenztag starten wir extra früh, damit wir pünktlich an der chinesischen Seite sind. Doch nicht alle Autos finden das so gut. Nachts waren die Temperaturen auf etwas unter null Grad gefallen und der Discovery der Schweizer springt nicht an. Nach einiger Zeit und mit Starthilfe springt er dann doch an, kann aber nicht schneller als 30 km/h fahren. Wir beschließen, dass es einfacher ist ihn die 70 km bis zur Grenze zu ziehen. An der Grenze gucken sie dann amüsiert, aber ein Problem ist es nicht. Nach den üblichen Prozedere erreichen wir die chinesische Seite. Doch hier dürfen wir nicht rüber, denn unser Guide ist nicht da. Zweifel steigen auf, ob der Guide vielleicht gar nicht existiert. Doch dann ist eh erst einmal Mittagspause auf der chinesischen Seite. Wir finden 11 Uhr etwas früh dafür, aber wir lernen schnell, dass in China alles in Pekingzeit und nichts in Ortszeit abgemacht wird. Bei zwei Stunden Unterschied doch sehr gewöhnungsbedürftig. Nach der Mittagspause taucht unser Guide dann zum Glück doch noch auf und ein langes Grenzprozedere beginnt. Wir müssen unsere Pässe an mehreren unterschiedlichen Orten vorzeigen und immer weiter zum nächsten Checkpoint fahren. An einem werden unsere Handys eingesammelt und eine App installiert die das Handy überwacht. Ich habe Glück und der Grenzsoldat kriegt mein Handy nicht angeschlossen. Auch die Kameras und Laptops werden auf verdächtige Bilder untersucht. Bei der Kontrolle scrollen sie bis zum Ende zurück, auch wenn es nur noch Bilder aus 2012 sind. Doch ganz so streng scheinen sie die Kontrolle nicht zu nehmen, denn einige aus der Gruppe haben einfach alles im Auto gelassen und das wurde dann nicht untersucht. Wir und unser Gepäck mussten dann noch durch einen Scanner und auch vor unseren Autos machen sie keinen Halt. Alle müssen durch einen X-Ray und eventuell noch persönlich nachuntersucht werden. Dann endlich geht es zur letzten Station an der wir unseren Einreisestempel bekommen. Auch hier werden die Autos nochmal untersucht und Sachen wie Käse und teilweise sogar noch original verpackte Marmelade müssen abgegeben werden. Auch hier ist die Strenge unterschiedlich. Manche Autos werden gezielt durchsucht und bei anderen wird nur gefragt ob sie was dabei haben. Inzwischen ist es  schon lange Dunkel und wir freuen uns auf das von der Agentur reservierte Hotel. Die Autos müssen an der Grenze bleiben und wir nehmen einen Bus nach Kashgar. Doch hier stellen wir fest, dass nichts für uns reserviert ist. Nun heißt es also um halb 12 ein Hostel finden, dass noch Platz für 12 Leute hat. Wir finden eins, aber schön ist es nicht. Die Betten scheinen aus Stein zu sein und Duschen gibt es nicht. Am nächsten morgen geht es früh weiter. Die Fahrer müssen zu den Autos und sich um weitere Formalitäten kümmern und der Rest versucht SIM-Karten und ein schöneres Hotel zu bekommen. Das mit dem Hotel regelt sich schnell nachdem wir uns bei der Agentur beschwert haben. Die SIM-Karte ist eine größere Herausforderung. Den ganzen Tag klappern wir alle Läden ab, aber keiner verkauft an Ausländer. Am Abend treffen wir uns alle im Hotel wieder. Hier stellen wir fest, dass unser jetziger Guide nur für die Grenze zuständig ist und der Richtige heute Nacht ankommt. Am nächsten morgen lernen wir ihn kennen. Tashi ist ein geborener Tibeter, super freundlich und hilfsbereit. Nachdem er von unserem gestrigen SIM Karten Leid gehört hat bietet er an uns zu helfen. Im Endeffekt muss er alle SIM Karten auf seinen Namen kaufen. An diesem Tag erledigen auch die Fahrer die letzten Formalitäten und am Abend sind alle Autos mit Fahrerlaubnissen und Nummernschild ausgestattet. Doch für unseren Landy gibt es schlechte Nachrichten: das vordere Differential ist kaputt. Am Nachmittag bauen wir die Steckachsen aus um zu gucken, ob sie heile geblieben sind. Wir haben Glück, sie sehen aus wie neu. Also wird es demnächst nur laut beim fahren und wir nehmen uns vor das Öl im Differential häufig zu wechseln.
Am nächsten Tag geht es dann endlich auf unsere große Chinadurchquerung. Leider habe ich mich inzwischen erkältet und bekomme von der ganzen nächsten Woche nicht so viel mit. Viel ist da zum Glück auch nicht passiert. Nach den ersten 100km verabschiedet sich unsere vordere Kardanwelle mit einem lauten KLONG. Seitdem sind wir mit Heckantrieb unterwegs. Die Ersatzteile sind zwar bestellt, lassen sich aber nicht nach China liefern und warten daher in Deutschland auf uns. Ansonsten fahren wir in dieser Woche eigentlich den ganzen Tag. Die einzige Abwechslung sind die Polizeicheckpoints alle 100 km. Je nach checkpoint müssen wir aussteigen und mitkommen oder unser Guide erledigt die Formalitäten. An einem werden uns sogar alle Messer (inklusive Buttermesser) abgenommen. Nur dank Pauls großer Beharrlichkeit kriegen wir unser Küchenmesser wieder (ein Geschenk von Pauls Opa). Mit unser Ankunft in Tibet startet dann auch die erste Besichtigung. Wir gucken uns die Toding Monastry mit über 1000 Jahren alten Wandmalereien an. Am nächsten Morgen fahren wir dann zum Guge kingdom. Hier hat ein vertriebener König sich ein neues Reich aufgebaut. Der Palast thront auf einem Berg und die Minister und Untertanen wohnten in Höhlen die in den Berg gehauen sind. Je nach Stand haste man eine höher oder tiefer gelegene Höhle. 
Schnell stelle ich fest, dass der Buddhismus nicht so einfach ist wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Es gibt hunderte unterschiedliche Buddhas, Beschützer und Götter. Schnell kommt man durcheinander, da sich viele ähnlich sehen. Doch unser Guide kennt sich sehr gut aus und wird nicht müde uns alles zwei- oder dreimal zu erklären. Zwischendurch unterbricht er sich selber aus Angst dass er etwas gegen die chinesische Regierung sagt. Die schleust nämlich englisch sprachige Mönche in die Kloster ein. Die Unterdrückung der Tibeter ist deutlich zu spüren. Selbst in den kleinen Dörfern im tibetischen Hochland. Dort haben die Chinesen einfach neue “Dörfer”, das heißt 20-30 identische Häuser ordentlich in Reihe und Glied, neben die alten Dörfer gebaut. Dort ziehen dann regimekonforme Chinesen ein, oder aber es werden Nomaden dazu gezwungen dort einzuziehen. Die neuen Dörfer werden mit Strom versorgt, die alten nicht. In den Alten finden momentan die Wintervorbereitungen statt. Auf allen Ebenen Flächen (dem Dach und den Begrenzungsmauern) werden Wurzeln und Yakdung als Brennstoffe für den Winter gesammelt. Das Yak ist hier eins der wichtigsten Nutztiere. Das Fell benutzten die Nomaden für Zelte und von der Zunge bist zum Magen wird alles an Fleisch gegessen was das Yak hergibt. Auch jetzt fahren wir noch viel Auto, aber die Aussicht lohnt sich. Zwar ist das tibetische Hochland im Herbst eher traurig, da es sehr braun und trocken ist, aber man sieht immer schneebedeckte Gipfel im Hintergrund. Außerdem kann man mit etwas Glück Falken und Adler beobachten. 
Als nächstes erreichen wir dann den Mount Kailash. Hier gibt es die Möglichkeit die sogenannte Kora um den Berg zu laufen. Für die Buddhisten heißt das einmal im Uhrzeigersinn herum. Andere Religionen laufen anders herum. Da ich mittlerweile wieder gesund bin, packen wir die Rucksäcke und wandern los. Auf 4600 m über dem Meeresspiegel gar nicht so ohne. Insgesamt ist es für uns Touristen eine drei Tageswanderung (locals laufen es an einem). Der zweite ist der Härteste. Doch wir schaffen es auf den 5670m hohen Pass und sind stolz auf uns. Von da an geht es nur noch beschwingt bergab. Auf der Hütte treffen wir zwei 80 Jahre alte Schweizer die die Strecke ohne Probleme absolviert haben. Da staunen wir nicht schlecht, denn ich musste schon ziemlich kämpfen auf den letzten 100 Metern vor dem Pass. Ich war so erschöpft, dass ich mich am liebsten alle 10 Meter hingesetzt hätte. Zum Glück hat Paul mich davon abgehalten. Nach den drei Tagen Wandererholung geht es dann weiter im Auto. Doch bevor wir wieder den ganzen Tag ausschließlich Auto fahren müssen, geht es erstmal für zwei Tage zur Entspannung an einen See. Leider ist es ein Heiliger See und daher ist Kitesurfen verboten. So sind wir gezwungen den Tag im Campingstuhl zu verbringen, auch nicht schlecht. 
Von nun an geht es dann Richtung Mount Everest. Auf dem Weg dahin riecht es ganz schön verbrannt bei uns im Auto und wir dürfen feststellen, dass unsere Lichtmaschine durchgebrannt ist. Wir haben extremes Glück, denn die Brasilianer sind auch in einem Land Rover Defender unterwegs und haben ihre alte, noch funktionstüchtige Lichtmaschine dabei. Schnell schauen wir nach wie man sie wechselt und nach nur 3 Stunden funktioniert alles wie neu und wir haben sogar den Keilriemen gewechselt. Unser Land Rover klingt zwar ziemlich gebeutelt, aber in der Gruppe ist er einer der Stärksten. Das fällt jeden Morgen auf. Denn wir schlafen mitlerweile sehr hoch. Immer zwischen vier und fünftausend Metern und dementsprechend kalt wird es Nachts (ca. -10 Grad). Das machen einige Batterien nicht mit und so müssen wir jeden Morgen erstmal zwei oder drei Autos starten. 
Den Mount Everest erreichen wir dann pünktlich zum Sonnenuntergang, ein spektakuläres Bild. Den Sonnenaufgang können wir aufgrund von Wolken leider nicht bewundern. Mehr als eine Nacht können wir leider nicht bleiben, denn unsere Reiseroute ist ziemlich strickt geplant. Nach ein paar weiteren Fahrtagen erreichen wir Lhasa, die größte Stadt Tibets. Hier bleiben wir endlich einmal ganze vier Nächte. Zeit genug um mehrere Kloster und den Potala-Palast, den Sitz des Dalai Lamas zu bewundern. Die bunten Verzierungen in den Klöstern verzaubern mich immer wieder aufs neue und ich werde es nicht satt die Wandbemalungen zu bewundern. Auch gibt es zu jedem Kloster und Tempel eine eigene Geschichte. Wieviel davon wahr ist und wieviel dazu gedichtet kann ich nicht sagen. Aber der Aberglaube ist unter den Tibetern noch weit verbreitet. Zum Beispiel essen sie keine Sojasauce, weil sie glauben, dass die Haut davon schwarz wird. Ein weiterer Vorteil Lhasa’s sind die vielen nepalesisch und indischen Restaurants. Die tibetische Küche ist dann doch sehr Yak lastig und eher fad. Doch nach vier Nächten müssen wir leider schon wieder weiter.
Momentan sind wir zwei Tage von Lhasa entfernt. Gestern haben wir eines der einzigen Kloster bewundert, dass noch Luftbestattungen durchführt. Dabei werden die zerschnittenen Leichenteile an Vögel verfüttert. Da das Kloster gerade renoviert wird, war die Führung etwas gehetzt, aber als Ausgleich durften wir Tee mit den Mönchen trinken. Eine Erfahrung die ich nicht missen möchte, auch wenn ich auf den Buttertee sehr wohl verzichten könnte. So den Rest gibt es in Bildern.


Unser Guide bereitet Yak zum Mittagessen

Aaron vor einem Haufen tibetischer Gebetsfahnen (die findet man auf wirklich jedem Pass in Menge )

Ich vor einem Platz mit vielen Stupas (die Steinhaufen)

Ich probiere mich auch selber mal am errichten einer Stupa 
Paul mit selbstgefundenem Accessoire

Buddhastatue (drinnen darf man nicht photographieren)

Zwei der buddhistischen Beschützer (meistens gucken Sie noch unfreundlicher)

Eine der wahllosen Statuen der Chinesen (auch beliebt sind goldene Riesen-Yaks)

Für manche Attraktionen müssen wir vor Sonnenaufgang da sein, weil es schöner sein soll.

Vera und ich waren nicht so begeistert davon und haben hauptsächlich gefroren.

Chinesen lassen sich leicht von allem begeistern. Da war der Sonnenaufgang nur noch zweite Geige.

Die Höhlen gehörten zu einem Palast und waren die Wohnungen der Untertanen

Rechts der Mount Kailash (noch nie bestiegen)

Paul repariert die Lichtmaschine, Aaron und Eduardo (Brasilianer im anderen Defender) schauen zu

Tashi versucht vergeblich mit 5 Litern Wasser die brennende Mülltonne zu löschen (chinesische Verbrennungsanlage)

Die Latte am Mount Everest (hinten links im Bild)

Sonnenuntergang am Everest

Das mit dem Sonnenaufgang hat trotz frühem aufstehen nicht so gut funktioniert 

So hoch frieren sogar die Souvenirs ein (5000m)

Mount Everest mit ein bisschen Kloster

Aaron bindet einen Wunsch an

Gletscher auf unserer Fahrstrecke

 Verzierungen im ersten buddhistischen Tempel der Welt (Lhasa)

Paul betet

Ein Turm gefüllt mit Buddhabildern (das Blau ist die Farbe der Erleuchtung)

Und etwas das in keinem Kloster oder Tempel fehlen darf: Butterkerzen




























Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Zug um Zug durch China, die Mongolei und Russland

Malaysia, Singapur, Australien

Tadschikistan - Pamir Highway