Turkmenistan und Uzbekistan

Wir sind nun seit fast drei Wochen aus dem Iran raus. Mitlerweile hat bei mir der Reflex nach dem Kopftuch zu greifen wenn jemand kommt nachgelassen und wir genießen es in kurzer Hose und T-Shirt durch die Gegend zu laufen. In Turkmenistan waren wir nur zwei Nächte, allerdings waren die schon verrückt genug. Am ersten Tag sind wir nach Ashgabat gefahren. Die Hauptstadt ist eine einzige Prunkshow. Überall stehen riesige Marmorhäuser, es gibt große Parkanlagen und sechsspurige Straßen auf denen wir teilweise alleine unterwegs waren. Mittags sind wir in bisschen durch die Straßen spaziert und auch hier keiner Menschenseele begegnet. Ein bisschen wie in einer Geisterstadt. Nach ein paar Minuten durch die Gegend schlendern konnten wir allerdings besser nachvollziehen, wieso sich keiner raus traut. Es gibt nämlich keinen Schatten. Die Häuser stehen zu weit auseinander und in den Parks haben sie es geschafft die Bäume so zu pflanzen, dass man sich nirgendwo in den Schatten setzen kann. Bei 48 Grad im Schatten sind wir daher trotz ausreichend Wasser recht schnell eingegangen. Den Nachmittag haben wir dann in einer Hotellobby verbracht um unsere Körpertemperatur wieder auf ein normales Maß runterzufahren. Hier durften wir dann feststellen, das Ashgabat nicht nur im Namen Askaban ähnelt. An der Grenze waren wir schon mit einem GPS Tracker ausgestattet worden, damit wir die uns vorgegebene Route nicht verlassen, doch das Highlight war das Internet. Ein so krass kontrollierten Internetzugang ist uns noch nicht unter die Augen gekommen. Klassischer Weise waren WhatsApp, Instagram und Blogseiten gesperrt. Was uns neu war, dass auch die Seiten um ein Online visa zu beantragen gesperrt waren und sämtliche VPNs. Selbst Paul musste nach 2 Stunden Arbeit frustriert aufgeben, gegen die Turkmenische Regierung gab es kein Ankommen. Und auch beim verlassen der Stadt kam ihre volle Surrealität nochmal zum Vorschein. Erst vorbei an einem riesigen Stadionkomplex mit eigener interner Bahnlinie und dann etwas außerhalb, riesige Vororte bestehend aus Blöcken mit 150 mal dem gleichen Haus. Und von diesen Blöcken 7 oder 8 hintereinander. Man kommt sich vor wie in einem Science-Fiction Roman. Danach ging es für uns mal wieder durch die Wüste und das nicht zu kurz. Eigentlich besteht Absurdistan nur aus Wüste und an deren Rand befinden sich ein paar Städte. Doch unser Ziel für die Nacht war keine Stadt sondern ein riesiges Feuerloch Gates of Hell genannt. Und zwar hat Turkmenistan recht große Gasvorkommen und auch in besagter Wüste sollte eine Station zur Gasgewinnung gebaut werden. Durch Unvorsichtigkeiten beim Bau stürzte diese aber ab und es entstand ein Krater aus dem dann Gas austrat. Die Beteiligten dachten sich schon, dass austretendes Gas nicht so gut ist und so kam jemand auf die geniale Idee das Gas einfach anzuzünden. Und was soll man sagen seitdem gibt es in der Wüste ein brennendes Loch. Denn entgegen der Erwartungen ist das Gas noch nicht einfach ausgebrannt. Gut für uns. So konnten wir einen riesigen Gaskocher inmitten einer Wüste bestaunen. Vor allem wenn der Wind die Hitze rüberweht fühlt es sich schnell wie gegrillt werden an. 
Hier am Krater haben wir dann auch die ersten anderen Overlander getroffen. Zwei Eltern mit Kind aus Berlin. Ebenfalls in einem Defender unterwegs. Für uns eine neue und unterhaltsame Erfahrung am Abend zusammenzusitzen und sich auf deutsch unterhalten zu können. Mit den dreien sind wir seitdem auch mehr oder weniger zusammen gefahren. Mehr oder weniger, weil ihr Defender neuer ist und weniger Probleme macht. So starten wir morgens meist gleichzeitig, Paul und ich kommen aber erst am Abend an, während sie schon längst die halbe Stadt angeguckt haben.
Vom Krater ging es dann Richtung Usbekische Grenze. Eigentlich wollten wir noch eine Nach in Turkmenistan bleiben, ab Konye Urgensh, der Grenzort war nicht so attraktiv wie erwartet und so sind wir kurzerhand noch nach Uzbekistan gefahren. Hier haben wir dann wohl unsere stickigste Nacht verbracht. Wir dachten es wäre klug an einem Fluss zu übernachten, indem man sich abkühlen kann. Als wir ankamen haben auch total viele Uzbeken genau das getan. Uns war er allerdings ohne dusch Möglichkeit einfach zu schlammig. Und so haben wir nur festgestellt, dass die Luftfeuchtigkeit am Wasser natürlich viel höher ist und man dadurch wie blöd schwitzt. Hier haben wir uns ein bisschen in die trockene Wüste zurückgewünscht. Trotzdem war es schön wieder Leute Fahrrad fahren und nur in Badehose schwimmen gehen zu sehen. Irgendwie wirkte die ganze Bevölkerung viel entspannter als zuletzt in Turkmenistan und Iran.
In Uzbekistan haben wir uns dann entlang der alten Seidenstraße gehangelt und Stop in den Städten Khiva, Bukhara und Samarkand gemacht. Alles drei wunderschöne Städte, doch Khiva hat uns am meisten beeindruckt. Wahrscheinlich hat es uns die Ruhe der Stadt angetan. In Khiva war nämlich Nebensaison und so war nicht viel los und alle Besucher wie Bewohner sehr entspannt. Der zweite faszinierende Punkt ist, dass die komplette Altstadt mit Mauer noch erhalten bzw. gut restauriert ist. Und so betritt man wenn man durch ein latest Stadttor geht eine eigene kleine Welt. Hier sind wir staunend durch die Gassen geschlendert und haben immer neue Mosaike und Schnitzereien bewundert. Die Seidenstraße hat nämlich viele Handwerker angezogen, da die Händler und Khane sich gerne große Häuser, Mausoleen oder Moscheen haben bauen lassen. 
Auch wenn sich die Muster und Bauarten in allen drei Städten ähneln, sind wir Ihnen nicht müde geworden. Die beeindruckendsten Fassaden hatten wohl die Medresen (alte Religionsschulen). Sie bestehen hauptsächlich aus einem großen verzierten Portal, eingerahmt von zwei Türmchen. Vom Innenhof gehen dann viele kleine Zimmer ab und es ist schlichter. Aber die Portale sind Kunstwerke für sich. 
Ernährt haben wir uns hauptsächlich von Backwaren, denn das können die Uzbeken sehr gut. Samsa nennt sich eins der nationalen Backwaren. Eine Teigtaschen gefüllt mit lecker gewürztem Hack und Zwiebeln. Sehr lecker, doch noch besser fanden wir die Teigtaschen gefüllt mit gewürzten Zucchini. 
Leider haben wir nicht genug Zeit mitgebracht, um auch die landschaftlich schönen Seiten Uzbekistan’s mitzubekommen. Allerdings möchte ich auf jeden Fall wiederkommen. 
Eine schlechte Erfahrung haben wir dann doch noch in Uzbekistan gemacht. Und zwar ist uns das Lager der Kardanwelle kaputt gegangen. Als wir komische Geräusche beim schalten feststellten sind wir sofort auf einen Parkplatz gefahren und haben es festgestellt. In der prallen Sonne haben wir dann probiert das Lager zu tauschen. Das war aber leichter gesagt als getan, denn wir hatten zwar das Ersatzteil, aber keine Sicherungsringzange. Ein Mann der vorbeikam, hat uns allerdings geholfen im Laden um die Ecke eine zu leihen. Leider war es damit noch nicht erledigt, denn die Kardanwelle musste ganz raus und sie hatte zwei Schrauben mit Muttern so beschädigt, dass wir sie nicht aufbekommen haben. Und noch ein weiteres Problem trat auf. Der Mann der uns geholfen hatte, stellte sich als sehr aufdringlich heraus. Ständig wollte er helfen und hat dabei nur mehr kaputt gemacht. Auf meine Versuche ihm auf Russisch mitzuteilen, dass wir seine Hilfe nicht mehr brauchen oder, dass er das bitte nicht anfassen soll hat er nicht reagiert. Auserdem kam er sowohl Paul als auch mir immer unangenehm nah. Als er dann irgendwann gegangen ist durften wir feststellen, dass er mein Handy mitgenommen hat. Kurz danach kamen dann andere Uzbeken die unglaublich hilfreich waren. Sie haben uns einen Mechaniker organisiert und kalte Getränke geschenkt. Als wir Ihnen das von dem Handy erzählt haben, bestanden sie darauf, dass wir die Touristenpolizei rufen. Etwas zögerlich haben wir zugestimmt, ohne große Erwartungen denn aus Deutschland kennt man das ja. Man füllt ein Dokument aus und sieht sein Handy danach trotzdem nie wieder. In Uzbekistan ist das allerdings anders, Delikte an Touristen werden hart bestraft und eigentlich immer aufgeklärt (dieses Jahr gab es in der Stadt allerdings auch erst 3 mit unserem Vorfall). Und so haben wir ein kleines Wunder erlebt. Nach 3 Stunden hatten sie den Mann aufgetrieben und auch seine Mutter und seinen Bruder. Die habe dann auch irgendwie mein Handy wieder aufgetrieben und sich vielmals entschuldigt. Also im Endeffekt zwar eine unangenehme aber doch auch erstaunliche Erfahrung. 
Nach den ganzen Städten haben wir uns dann auf die Landschaft Tadschikistans gefreut. Und so haben wir bevor es nach Dushanbe ging auch erstmal halt in der Natur an den sieben Seen gemacht. Ich fand es sehr erholsam mal wieder ein kompletter Stille im Dachzelt zu schlafen. Von Dushanbe aus geht es dann auf den Pamir Highway. Und das heißt hoffentlich einen Monat lang gute Bergluft, wunderschöne Panoramen und Ruhe.
Eintritt nach Absurdistan

Eine typische Straße Askabans

Paul vor einem großen Gebäude 

Eine Rarität, eine Bewohnerin. Die bunte Kleidung belebt die sonst eintönig weiße Stadt

Ich vor einem protzigen Denkmal 

Und auch bei der Ausreise aus Askaban kommt man an kleinen Brunnen vorbei

Einmal durch die Wüste. 

Danceparty am Feuerkrater


In der Nacht schon ziemlich spektakulär 

Khiva,viele Brauntöne unterbrochen von blauen und türkisen Mosaiken

Wer liegt da wohl? - ein alter Khan.

Paul macht es sich bequem und wir genießen den Parkett unter den Füßen (barfußpflicht)

Sehr schicke Holzsäulen

Und Holzterassen

Khivas Wahrzeichen

Entdeckungstour aud den Dächern Khivas

Ein alter Palast in Bukhara 

Ein Mausoleum nur aus Ziegeln und trotzdem wunderschön verziert.

Eine Medrese in Bukhara 

Unglaublicher Vorraum eine Moschee, man beachte die Deckenverkleidung

Und noch eine Moschee mit Medrese im Hintergrund

Erste Versuche das Auto alleine zu reparieren

Dann durften die Mechaniker ans Werk (die zwei unterm Auto der Rest waren Zuschauer)

Zum Schluss noch Samarkand. Hier liegt Amir Timur

Hier haben wir auch eine Tür gefunden die selbst für mich zu klein ist 

Natürlich liegt er nicht alleine begraben. Man beachte die unordentliche Anordnung der Gräber 


Zum Schluss nochmal ein paar Mosaike























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