Iran

Den Iran kennen viele nur aus den Nachrichten. Und daher weiß man zwar einiges über die Politik und den Umgang mit Protesten, aber halt doch eher wenig vom Land an sich. Wir sind nun seit über zwei Wochen hier und fasziniert. Viele äußern ihren Missmut an der Art der Führung ihres Landes offen. Denn sprechen darf man über die Regierung soviel man will, nur wer etwas aufschreibt verschwindet. Trotzdem gibt es keine größeren Proteste, denn die Iraner haben Angst um ihr Leben und sehen nicht ein für eine Ungewisse Zukunft zu sterben. Und so entstehen zwei Welten. Die Öffentlichkeit und das Privatleben. In der Öffentlichkeit wird sich an die Kleiderordnung gehalten. Dass heißt für Frauen lange Hose, ein Oberteil mit langen Ärmeln und ein Kopftuch (auch wenn das immer laxer getragen wird). Für Männer reicht eine lange Hose mit T-Shirt. Sandalen sieht man zwar ab und an, aber geschlossene Schuhe sind die Regel und wir mit unseren Flipflops eindeutig die Ausnahme. Außerdem verboten in der Öffentlichkeit körperliche Zuneigung, dass heißt keine Küsschen, kein Händchenhalten und grundsätzlich keine Berührung zwischen Männer und Frauen. In dem Punkt wird die Jugend  rebellisch. Immer wieder sehen wir Pärchen Hand in Hand gehen oder im Park eng zusammen sitzen. Doch es wird auch deutlich wie ungewöhnlich solche Bilder sind und wie viel Kraft es die Pärchen kosten muss sich das zu trauen. Außerdem sieht man in Teheran viele junge Männer in Militärkleidung, denn ein zweijähriger Wehrdienst ist Pflicht. Wer zu spät kommt oder sich anderswie widersetzt kriegt einfach mehr aufgebrummt. Daher leiden die meisten still und pünktlich. Denn ohne Wehrdienst gibt es keinen Reisepass und man darf nichts besitzen, also kein Auto oder Haus oder ähnliches kaufen. Wir haben mit ein paar Wehrdienstlern gesprochen und die Sehnsucht nach Europa ist groß. Einige erarbeiten sich ihren Reisepass um dann in Europa studieren zu können (die Hoffnung da bleiben zu können schwingt dabei immer mit). Doch nun zum Privaten. Hinter verschlossenen Türen werden die Kopftücher ausgezogen und kürzere Klamotten angezogen. Es ist alles ein bisschen entspannter und man vergisst die Gedanken, die man sich auf der Straße gemacht hat, sitzt das Kopftuch richtig? Ist es schlimm, wenn ich jetzt die Ärmel hochkrempel? Die Iraner sind sehr offen und herzlich. Gegen die Hitze wird einem Limonade angeboten und sobald sie vermuten, dass man hungrig ist wird Essen aufgetischt. 
Auf der Straße werden wir häufig angesprochen und gefragt woher wir kommen und wie wir den Iran finden. Teilweise wird uns dass dann etwas viel, weil man nirgends unentdeckt hingehen kann. Besonders wenn ich alleine irgendwo sitze dauert es keine 5 min bis mich die ersten ansprechen und schnell hat sich eine kleine Traube gebildet. Sprachbarrieren werden hier als solche auch nur ungern akzeptiert. Meistens wird man dann nur lauter und langsamer auf Farsi angesprochen. Wenn man Glück hat greift auch mal jemand zur Pantomime. Ab und an versuchen wir es mit Google Translate, aber die Ergebnisse sind leider nur bescheiden. 
So doch nun etwas zu unserem Reiseverlauf. Von den bunten Bergen sind wir nach Teheran gefahren. Hier haben wir unser Auto Soroushs kompetenten Händen übergeben um neue Reifen und Bremsbeläge zu bekommen. In der Zwischenzeit haben wir uns um Visaantrage gekümmert (Usbekistan abgeholt und Turkmenistan beantragt). Nachdem das alles geklappt hatte, haben wir uns ein Hostelzimmer für zwei Nächte genommen um noch die Stadt zu erkunden bevor wir unseren Landi wieder abholen konnten. Im Hostel haben wir viele nette Leute kennen gelernt, unter anderem vier Fahrradfahrer aus Frankreich auf dem Weg an die Pazifikküste und zwei Berliner Radfahrer auf dem Weg nach Japan. Dadurch das recht viele Nationalitäten vertreten waren wurde fleißig Fußball geguckt und die jeweiligen Landsleute unterstützt. Doch leider war unser Auto nicht rechtzeitig fertig. Aufgrund des Währungsverfalls, verkaufen die Bazarhandler ihre Wäre nur noch ungern oder gar nicht. Die Reifen waren zwar schon besorgt (nach drei Tagen telefonieren), aber die Bremsbeläge waren in ganz Teheran nicht aufzutreiben. Und so hieß für uns warten. Doch darin sind wir nicht so gut. Mir war die Stadt zu laut und zu voll und Paul war einfach nur ungeduldig und wollte weiter. Nach weiteren drei Tagen war es dann endlich soweit (neue Bremsbeläge aus dem Irak importiert) und wir konnten Tehran in Richtung Süden verlassen. Unsere erste Station: Kashan. Hier haben wir uns den Fin-Garten angeguckt, bevor es weiter nach Isfahan ging. Isfahan hat uns dann sehr begeistert. Überall in der Altstadt stehen alte Moscheen und Paläste. Auch die Parkanlagen sind schön zurechtgemacht und sehr entspannend. Hier scheinen auch einige Bewohner die Mittagshitze zu verbringen. Im Schatten der Bäume werden die Picknickteppiche und Limonade ausgepackt. Grundsätzlich scheint picknicken ein Nationalsport zu sein. Überall sieht man Familien die am Straßenrand neben ihrem Auto oder auf dm begrünten Mittelstreifen ihre Teppiche auspacken. Einzige Voraussetzung ist ein bisschen Schatten. Dann scheint auch die Hauptstraße oder Autobahn kein Problem mehr zu sein. Nicht wirklich verwunderlich, denn es wird sowieso viel gerufen, gelacht und geschrien (nur von den Kindern). Uns kommt dieser Kult zugute, da die meisten Parks mit Toiletten und Spülbecken ausgestattet sind. So können wir in den Städten einfach in einem geeigneten Park übernachten. 
Die unglaublichen Bauwerke aus Perserzeiten kann ich schlecht beschreiben, aber unten gibt es Bilder. Um den 40 Grad im Schatten und dem Getummel zu entkommen sind wir von Isfahan ins Zagrosgebirge geflohen. Hier war es auf etwas über 3000m angenehm. Wir können sehr gut nachvollziehen, wieso die Hirten im Sommer mit ihren Jurten heraufziehen. Durch ein Thal zu unseren Füßen zog sich ein Schmelzwasserfluss und dadurch wächst und gedeiht das ganze Thal. Das nutzen die Hirten natürlich aus und so entstehen regelrechte Zeltstädte. Also unsere Abkühlung haben wir bekommen, nur mit der Ruhe hat es nicht so gut geklappt, denn die Bewohner waren natürlich neugierig und so hat das ein oder andere vorbeifahrende Auto angehalten um mal zu gucken wer da in dem Orangen Auto lebt. 
Bisher fanden wir den Iran also sehr beeindruckend und hoffen auf mehr. Nur mein Kreislauf wäre dankbar, wenn die Temperaturen sich bei humaneren 35 Grad einpendeln (von 25 wage ich schon gar nicht mehr zu träumen). In den nächsten Tagen soll es für uns ein bisschen in die Wüste und dann nach Mashhad gehen.
Ein freundlicher Hirte

Der Paul auch auf seinem Esel reiten lässt 

Abendstimmung in den bunten Bergen

Erkundung einer alten Festung im Alamutthal (hier waren wir noch kurz bevor es nach Tehran ging)

Ein wunderschönes Thal in dem Reis angebaut wird und an dessen hängen man alte Assasinenburgen bewundern kann

Schlafplatz vor der Botschaft, wenn man mal früh da sein muss

Sourush mit seinem Liebling

Fin-Garten

Zwei hilsbereite Brüder, die uns bei der Suche nach Brot gefunden haben und uns dann welches geschenkt haben (Bäcker hatte zu)

Neugierige Campnachbarn in Isfahan

Nur mal schnell die Füße abkühlen (Isfahan)

Eindrucksvolle Moschee in Isfahan 

Überall nette Menschen


Palastkuppel für bessere Akustik





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