Georgien

Von Georgien wurde uns vor Beginn unserer Reise viel vorgeschwärmt und so waren unsere Erwartungen an das Land recht hoch. Doch ich fange mal von vorne an: Die Einreise war nämlich eher enttäuschend. Wir hatten die Grenze kurz vor Sonnenuntergang erreicht. Als wir ankamen wurde Dieb Renes aber erstmal für 45 Minuten geschlossen. Es war Ramadan und die Grenzer hatten jetzt Pause fürs gemeinsam fastenbrechen. Nachdem die Grenze um 21 Uhr endlich wieder geöffnet wurde hieß es dann, dass Paul und ich getrennt über die Grenze müssen, da nur der Fahrer im Auto bleiben darf. Ab da fing der Spaß erst richtig an. Denn sowohl bei der Ausreise aus der Türkei als auch bei der Einreise nach Georgien wollten die Grenzpolizisten mir nicht glauben, dass mein Pass mir gehört (auf dem Passphoto habe ich noch lange Haare). Und so hieß es für mich in der Nacht viel warten. Paul hatte da weniger Probleme. Beim warten an der Grenze haben wir einen sehr netten Polen mit Motorrad getroffen, der Paul mit seinem Russisch bei der Besorgung der Versicherungspapiere für das Auto helfen konnte.

Nachdem mich gefühlt jeder auf diesem Grenzposten einmal angeguckt und mit meinem Passfoto verglichen hatte, konnte irgendwann mein Instagram Account etwas Klarheit verschaffen. Sondurfte auch ich endlich georgischen Boden betreten. Völlig erschöpft sind wir im Dunkeln zusammen mit dem Polen nur noch zum nächst besten Übernachtungsplatz gefahren. Am nächsten Tag trennten sich unsere Wege dann. Wir wollten nach Batumi und uns dort einen schönes Plätzchen suchen, er wollte nur durch Batumi durchfahren und am Nachmittag schon wieder weiter.

Unser schönes Plätzchen haben wir dann auch gefunden. Direkt zwischen botanischem Garten und Schwarzem Meer. Hier haben wir uns erstmal ein bisschen ausgeruht und den Ausblick genossen. Es gab ziemlich viel zum gucken. Tagsüber wechselten sich die Badebesucher ab und aus dem botanischen Garten kamen immer wieder Hochzeitsgesellschaften zum Photoshooting ans Meer. Am Abend leerte sich der Strand und vereinzelte Angler tauchten mit ihren Höckerchen auf. Sie kommen nicht hauptsächlich um etwas zu fangen, sondern um einfach ein bisschen Ruhe zu genießen. Zu unserer großen Überraschung stieß am Abend dann auch der Pole wieder zu uns. Und unser Glück war am nächsten Tag sogar noch größer: es gab Wind!!! Kitesurfing scheint in Georgien noch nicht so bekannt. Wir waren die einzigen auf dem Wasser und alle haben ihre Handykameras gezückt. Vor der Kulisse Batumis alleine auf dem Wasser zu sein ist eine Erfahrung, die ich wohl nicht so schnell vergesse.

Danach haben wir uns dann auf in die Berge gemacht, in die Region Svaneti. Hier hat uns die Landschaft dann richtig umgehauen. Hinter jeder Kurve kamen wir wieder ins Staunen, weil es einen neuen Fluss oder eine neue Bergkette zu sehen gab. Fast eine Woche haben wir uns über unwegsame Straßen gekämpft um immer noch schönere Orte zu entdecken. Unter anderem den Shkhara Gletscher bei Ushguli oder das Bergdorf Mestia.

Der Rückweg stellt sich dann als etwas komplizierter raus als gedacht. Die „Straße“ hatte sich in knietiefen Matsch verwandelt. Zuerst haben wir uns beliebt gemacht, indem wir eine Familie israelischer Touristen in ihrem Toyota befreit haben. Nur um kurze Zeit später selbst stecken zu bleiben. Zum Glück waren in der Zwischenzeit 2 Autos mit israelischer Militärs und einem Versicherungsmakler aufgetaucht. Ihnen gelang es uns rückwärts wieder heraus zu ziehen. Ihr Ehrgeiz war jetzt aber geweckt und so gelang es ihnen nach nur einem Fehlversuch, viel Schwung und noch mehr Gewalt eines der Autos über das etwa 30 Meter lange Matsch Stück zu prügeln. Mit gemeinsamen Kräften haben es dann auch die anderen 3 Autos geschafft. Leider wurde der Weg danach nicht viel besser, aber immerhin weniger matschig. Nach 40km und 5 Stunden fahrt erreichten wir dann auch den ersten Asphalt.

Mit Asphalt ist das in Georgien so eine Sache. Wenn man Glück hat ist welcher da. Mit noch mehr Glück hat er keine zu großen Schlaglöcher. Doch auch dann kann es einem noch passieren, dass der Asphalt ab und an für 100m durch Schooter ersetzt wird. Außerdem hört er in vielen Dörfern einfach auf und geht erst nach Ortsende weiter. Auch der Fahrstil der Georgier macht das Ganze nicht sicherer, waghalsige Überholmanöver der Gegenspur zwingen einen zum abbremsen auf der Schnellstraße. Zum Glück haben wir es dennoch bis nach Tiflis geschafft und ein schönes Plätzchen am Tifliser See gefunden. Von hier aus sind wir die Stadt erkunden gegangen. Tiflis an sich fanden wir allerdings nicht so eindrucksvoll. Es gibt zwar einige schöne Altbauten, aber die meisten sind leider in katastrophalem Zustand und viel grüner als andere Städte fanden wir es auch nicht. Der Kontrast zwischen Neubauten mit viel Glas und Metall, und den alten Häusern aus Holz und Stein ist wiederum bestaunenswert. Es ist keine hässliche Stadt (wenn man von den äußeren Vierteln mit kaputten Hochhäusern absieht) überall findet man kleine Kaffees und Bäckereien. Die Bewohner treffen sich auf der Straße oder im Park und so ist die Stadt  belebt, was wir sehr angenehm fanden.

Zurück an unserem See angekommen, bekamen wir Besuch von 6 iranischen Autos. Und als auch das letzte schön in Reihe neben uns stand ging das bestaune los. Unser Auto wurde von allen Seiten begutachtet und es wurden Fragen gestellt. Einige der Iraner hatten auch Off-road Autos und wollten mal gucken was wir aus unserem Land Rover so gemacht haben. Die Iraner waren sehr zuvorkommende Campnachbarn. Immer wieder kam jemand mit Abendessen, Früchten oder Tee vorbei. Am Abend wurden wir dann auch noch gebeten Ihnen Gesselschaft zu leisten und haben Adressen und Telefonnummern bekommen, damit wir uns melden, wenn wir im Iran sind.

Von Tiflis aus haben wir uns dann aufgemacht in ein Naturschutzgebiet nahe der azerbaidschanischen Grenze. Auch hier ist die Natur sehr eindrucksvoll, wenn auch ganz anders als in Svaneti. Die Region ist sehr trocken und von eindrucksvollen Steinformationen geprägt. Man fährt durch Steppengebiet, kleine ausgetrockneten Canyons und Halbwüste. Immer wieder waren wir beeindruckend was für bunte Vögel doch in dieser kargen Landschaft leben. Jetzt ist unser Zeit in Georgien aber auch schon so gut wie um. 
Am Montag wollen wir über die Grenze nach Armenien und dann zügig in den Iran, bevor es dort viel zu warm wird. Pünktlich zur WM sollten wir dann im Iran sein. Der Iran ist wohl das Land über das wir uns am meisten den Kopf zerbrochen haben. Sei es darüber was ich anziehen kann, ohne einen Hitzeschlag zu erleiden oder ob Eheringe sicherer sind, weil unverheiratete Paare ein no Go sind. Über wichtige kulturelle Hinweise wie, dass Daumen hoch eine Beleidigung ist und das man das erste Angebot ablehnen sollte haben wir uns gefreut und hoffen, dass wir einigermaßen gut gewappnet sind. Ein Land dessen höchste Gewalt religiös ist ist mir suspekt, aber die Bewohner sind zum Glück nicht alle so. Die Iraner die wir kennen gelernt haben waren aufgeschlossen und sehr freundlich. Wir sind also gespannt was uns erwartet.

Kiten in Georgien


Waghalsige Reperaturarbeiten

Trocknende Noes, hier noch unversehrt. Später wurden sie von Kühen angekaut. Eher unschön.

Svaneti

Jedes Haus braucht seinen Wachturm

Die Wanderwege waren noch nicht ganz schneefrei.

Der Land Rover darf mal zeigen was er für Steigungen schafft

Blick von unserem Übernachtungsplatz 

Matschdisaster (hier nicht ganz im Bild) und nette Israelis

Iraner und wir am Tifliser See

Nationalpark

Hindernisparcour für den Landy

Wachhunde an einer Rangerhütte

Greifvogel 

Und bunte Vögel 


Paul checkt die Lage

Schlammvulkane

Heilschlamm

Und noch ein paar Landschaftsbilder











Kommentare

  1. In Georgien sind wir noch nie gewesen, eine phantastische Bergkulisse! In die Berge sind wir bisher gern gewandert, backpackig. Haben seit Jahren unser Ziel im Wanderhotel Pustertal, wo wir ein paar Tage verbleiben und dann wieder in Richtung Heimat wandern. Das ist Urlaub für uns.

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