Auf nach Istanbul

Die letzten Tage sind wir recht viel Gefahren. In Mazedonien sind wir daher nicht lange geblieben. Wir haben uns einen Tag Skopje angeguckt und die riesigen Bauwerke und Statuen bewundert. Außerdem waren wir auf der Suche nach einem Ersatzteil für unseren Primuskocher. Das haben wir leider nicht bekommen und so haben wir einfach die Stadtkulisse genossen.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Bulgarien. Hier haben wir einen sehr schönen Abend und nächsten morgen verbracht. Und zwar haben wir einen wunderschönen Übernachtungsplatz inmitten eines kleinen Nationalparks gefunden. Um uns herum waren beeindruckende Steinformationen und sehr viel grün. Für mich war es bisher der schönste Platz. Am nächsten morgen ging es dann auch schon weiter nach Griechenland (bei der Einreise mussten wir an einer kleinen LKW-Schlange von 99 Fahrzeugen vorbei). Dort sind wir dann zum verschnaufen zwei Nächte am gleichen Ort geblieben. Den ganzen Tag nur Auto fahren ist dann doch nicht das Wahre.
Die beiden Nächte haben wir in einer abgelegenen Bucht verbracht. Diese haben wir uns nur mit einer kleinen Hirtenütte und 200 Ziegen geteilt. Zu der Herde gehörten auch acht Hunde und ein Welpe (von mir Tom getauft). Sie haben abwechselnd darauf aufgepasst, dass wir nichts dummes anstellen oder vielleicht doch noch etwas Essen über haben. Den Tag haben wir genutzt, um Paul eine neue Frisur zu verpassen. Diese haben wir am nächsten Tag aber nochmal von einem Profi verfeinern lassen. Tagsüber kamen dann auch ein Angler und ein Kalamristaucher vorbei. Ein sehr schönes Bild wie die Anwohner an ihr Abendessen kommen.

Dann ging es weiter in die Türkei. Unser Ziel war eine Autowerkstatt in Istanbul, die sich einmal das Ticken näher anschauen und einen Blick auf die Bremsen werfen sollte. Mit zwei Nächten Zwischenstation sind wir dann auch in Istanbul angekommen. In der letzten Nacht vor den Toren Istanbuls haben uns drei Hirten zum Tee eingeladen. Die Verständigung war leider etwas schwer, da einer von Ihnen zwar 5 Sprachen spricht, aber weder Englisch noch Deutsch darunter waren. Soweit wir alles richtig verstanden haben, waren zwei der drei Kurden. Einer aus Syrien und einer aus dem Nordirak. Nachts wurden 2 Ziegenjunge geboren, wir haben aber so tief geschlafen, dass uns das Geschrei nicht wecken konnte. Am nächsten Morgen wurden wir dann sogar noch zum Frühstück mit Fladenbrot, Käse und Oliven eingeladen, sodass wir gut gestärkt aufbrechen konnten.
Mit etwas Bammel vor dem Verkehr in Istanbul sind wir in die Stadt gefahren und auch ohne neuen Beschädigungen in der Werkstatt angekommen. Die eine, besondere, Werkstatt zu finden war gar nicht so einfach. Es gibt einen kompletten Stadtteil in dem nur Autowerkstätten zu finden sind. Hier gibt es alles. Für jede Automarke einen Spezialisten, Lackierer und gefühlt jedes Ersatzteil vorrätig. Sämtliche Straßen sind komplett zugeparkt mit mehr oder weniger intakten Autos. Von Porsche, über Corvette bis hin zum alten Opel wartet dort alles auf einen Service.
Um die Werkstätten herum hat sich ein komplettes Ökosystem entwickelt. Überall laufen Boten mit Sackkarren durch die Gegend, die Ersatzteile von einer Werkstatt in die Nächste transportieren, Sachen 3 Straßen weiter vom Lackierer abholen, oder einfach 20 Stoßstangen auf einmal zum Schrottplatz tragen. In all dem Gewusel sind ab und an kleine Cafés versteckt, in denen man dem Trubel etwas entfliehen, und einen Çay trinken kann.
Unsere Werkstatt war ein kleines Wunder an sich. Wir sind gegen 12 angekommen. Bevor wir fertig waren zu erklären wann und wo dieses Ticken auftritt, hatte schon einer den Ventildeckel abmontiert und schaute in aller Ruhe in den Motor.
Während wir dem Treiben zusahen, wurden wir mit essen versorgt und ehe wir uns versahen, war 5 Stunden später dann nicht nur das Ticken weg, sondern auch unsere Lüfterlagerung repariert, eine vorher fehlende Abdeckung für den Lüfter montiert, eine Delle im Fahrerfußraum beseitigt, das Differntialol getauscht, alle anderen Öle aufgefüllt, ein Leck an der Servopumpe gestopft, ein weiteres Leck am Verteilergetriebe inspiziert und für nicht so schlimm befunden, die Ventile eingestellt, die Ventilkappen getauscht, die Handbremse neu eingestellt, Bremsscheiben und Belege überprüft, ein paar Kabel neu verlegt, der Lampenverstellmechanismus repariert, die Lampen neu eingestellt und ein Dichtring an der Vorderachse gewechselt. Allein für letzteres hat unsere Werkstatt in Hamburg soviel berechnet wie hier für alles zusammen.
Und so sind wir nichtmal 250 € ärmer mit einem praktisch neuem Auto zum Hostel gefahren. Hier stellte sich dann leider raus, dass das free parking doch nicht ganz so free war und so mussten wir noch Unsummen für einen Parkplatz blechen.
Die nächsten drei Tage haben wir dann Istanbul erkundet. Es gibt natürlich sehr viele beeindruckende Gebäude zu besichtigen und so haben wir uns zumindestens von außen die Hagia Sophia und die Blaue Moschee angeschaut. Auf Empfehlung haben wir uns die Süleyman Moschee von innen angeguckt und es hat sich gelohnt. Auf dem Bazar waren wir auch. Hier hat leider der Tourismus überhand genommen und es gibt nur komplett überteuerten Scheiß. Aber die Deckenbemalung und das Gebäude an sich ist sehr schick.
Also sind wir lieber durch die umliegenden Straßen geschlendert. In denen türmen sich die Waren bis unter die Decken der vielen kleinen Läden und man kann sich nur wundern, dass die einzelnen Regale nicht zusammenbrechen.
Mit das Beeindruckendse an Istanbul war aber, dass wir zum Ramadan da waren. Am Abend, wenn die Sonne langsam untergeht, treffen sich alle Ramdanhaltenden in den Parks. Überall werden Picknickteppiche ausgepackt und Tüten voller Essen angeschleppt. Auch die Restaurants füllen sich und die Tische werden reichlich gedeckt, allerdings ist noch alles in Frischhaltefolie eingepackt, da man ja noch warten muss, bis die Sonne untergeht und der Muezzin ruft. Pünktlich zum Sonnenuntergang erschallt dann der erlösende Gesang und man hört die ersten Löffel klirren. Dabei entsteht allerdings keine Essensschlacht sondern alle Essen sehr entspannt und strahlen eine enorme Ruhe aus. Zum erneuten Ruf wird dann auch mitten im Essen innegehalten und gebetet. Erst so ab 9 wird es dann etwas lauter und Musik erschallt. Bei der Hagia Sophia gab es zusätzlich noch einen kleinen Bazar, ähnlich einem Weihnachtsmarkt, auf dem man die schönsten Dinge und vor allem Nachtisch bekommen kann. In dieser Kulisse einen köstlichen Schokoladen Baklava zu essen ist schon eine Erfahrung wert. Ansonsten fällt der Islam in Istanbul nicht wirklich auf. Erstaunlich wenige tragen ein Kopftuch und es gibt Bars in denen Alkohol getrunken wird. Und auch in Istanbul ist die Gastfreundlichkeit erstaunlich, zweimal wurden wir zum Tee eingeladen, wobei einer nicht einmal deutsch oder englisch sprach und sich nicht mit uns verständigen konnte. Nach Istanbul haben wir uns dann auf Richtung Georgien gemacht. Jetzt frühstücken wir 430 km vor der Grenze und wollen heute noch rüber. Wir sind gespannt auf das Land, dass uns so wärmstens ans Herz gelegt wurde. 

Skopje

Ein großer Bruder auf dem Campingplatz in Skopje

Tom und seine Mutter

Paul ohne Dreads

Touri-Bazar in Istanbul

Çay Pause in einem kleinen Teeladen

Auf der Suche nach einem Kopftuch für den Iran

Kleine Schmiede mitten in der Stadt

Nachtisch

Hier gibt es das leckerste Getränk Istanbuls. Wurde uns von einem Wildfremden als Medizin empfohlen und das stimmt!

Süleymaniye Moschee



Der Kölner Dom unter den Moscheen

Angler auf der Galatabrücke


















Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Zug um Zug durch China, die Mongolei und Russland

Malaysia, Singapur, Australien

Tadschikistan - Pamir Highway